Background Image
Previous Page  489 / 500 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 489 / 500 Next Page
Page Background

489

und beauftragt übersetzt. Verwiesen wird auf den Lesescreen, wo der Besucher

erfährt, dass Voss in Spuren geht. Homerapotheosen nutzten schon Dichter der

Antike.

Die Hinwendung Homers zu Voß soll zunächst die Blicke des Besuchers einfan-

gen. Weitere Blicke gelten dann Vossens hinwendender Beziehung zu den Texten

Homers.

77

Die Farbwerte, die Voß in seiner Homer-Apotheose mitteilt, legen nahe, auf Gipsre-

pliken Homers zu verzichten, die Licht gerade nicht reflektieren und den Eindruck

eines Gipsklassizismus erzeugen. Mit einer bearbeiteten Abbildung, im Hintergrund

ist der Parnass angedeutet, unterbreiten wir dem Durchschnitt der an Homer Inter-

essierten ein Angebot. Zudem tragen wir der Gegebenheit Rechnung, dass eine auf-

wändig hergestellte Homer-Plastik Raum benötigt und wohl auch eine Aufsicht. Wir

entscheiden uns für diese Darstellung, da im bearbeiteten Material der Blindentypus

nach wie vor erkennbar ist, allerdings ohne den ausstellungspädagogischen Nachteil

des monologisch nach innen

gerichteten Blicks.

78

Auch

ist im Widerspiel zwischen

Rumpf, Haupt und Gliedma-

ßen der maßvolle klassische

Kontrapost ausgedrückt, der

den statischen Charakter

überlieferter Homer-Bild-

nisse in ein szenisches Ge-

schehen wandelt. Wir nutzen

eine einladende, dialogisch

wirkende Form (Abb. 8).

Gerade für ein durchschnitt-

liches und junges Publikum

erscheint dies wichtig.

77

Auch hier ist es erfahrungsgemäß ergiebig, vom Bild auszugehen. Der im Lesen von Voß-Texten

noch unerfahrene Leser wird vomBild auf den Text sehen und das Bild in die Lektüre hineinnehmen.

Wer zuerst den Text liest und dann das Bild betrachtet, wird – idealer Weise – die Textstelle prüfend

noch einmal lesen.

78

Ein Lupenpiktogramm bietet parallel zu dieser graphischen Bearbeitung Möglichkeiten zu einem

Eindringen in die Überlieferung der Homer-Bildnisse an. Verwiesen wird dabei auf die großen euro-

päischen Museen. Gezeigt wird ebenda auch ein Homer-Bildnis, das Vossens Ilias-Ausgabe, Altona

1793, zierte. Es kommt der Pariser Homer-Plastik (Louvre), die in unterschiedlichen Kopien existiert,

recht nahe. Ihr Vorzug: Ein Homer-Bildnis, das Voß vermutlich selbst wählte. Homer im Oval wirkt

plastisch, hervortretend. Zum Nachteil gereicht dieser Abbildung ihre Denkmalsockel-Ästhetik. Die-

se wirkt verstaubt. Deshalb nutzen wir dieses Bildnis nicht im Ausstellungszusammenhang.

Abb. 8 – Homer