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Ein vermeintliches Schliemann–Porträt

Konrad Zimmermann

Wenn wir uns in diesen Tagen anlässlich des bevorstehenden 125. Todestages von

Heinrich Schliemann versammeln, um seiner im Rahmen von Vorträgen zur Ar-

chäologie des 19. Jahrhunderts zu gedenken, wäre es sicher eine willkommene

Bereicherung, wenn dabei ein bisher unbekanntes Schliemann-Porträt präsentiert

werden könnte. Doch leider ist die Sache nicht so einfach: Der auf einem jüngst

aufgetauchten Ölgemälde Porträtierte soll der Überlieferung nach Schliemann

darstellen, doch gibt es an der Benennung auch erhebliche Zweifel, so dass ich das

vermeintliche Schliemann-Porträt hier zur Diskussion stellen will.

Vor mehreren Jahren tauchte in Schwerin ein Ölgemälde in aufwändigem Rahmen

auf (Abb. 1 und 2), das am 10. März 2012 auf einer Versteigerung des Auktions-

hauses Schwerin angeboten wurde. Im Katalog hieß es dazu sinngemäß:

1

Unbe-

kannter Porträtmaler des 19./20. Jhs., Por-

trät Heinrich Schliemanns. Das Bild wurde

damals versteigert und befindet sich seither

in Privatbesitz, doch war vorher eine gründ-

liche Autopsie möglich.

Zur Herkunft des Bildes konnte nur wenig

ermittelt werden: Laut Auskunft des Aukti-

onshauses

2

muss es sich um älteren Schwe-

riner Besitz handeln, denn es befand sich

lange Zeit – offenbar unter dieser Benen-

nung – bei dem 2010 verstorbenen Schwe-

riner Kunsthändler Niedorf,

3

der es wohl

vor Geschäftsauflösung 2009 dem Aukti-

onshaus zur Versteigerung übergeben hatte.

1

Auktionshaus Schwerin: 133. Auktion vom 10. 3. 2012, Nr. 107: „Unbekannt (Portraitmaler des

19./20. Jh., wohl Mecklenburg) Portrait Heinrich Schliemann (Archäologe/Geschäftsmann) Öl/

Leinwand, 50 x 40 cm., ger. im breiten Jugendstilrahmen, unsign.“ Zuvor war es, wie Dr. Reinhard

Witte mitteilte, dem Heinrich-Schliemann-Museum per Email zur Begutachtung vorgelegt worden;

als Museumsleiter wies er das Auktionshaus darauf hin, dass das Bild kaum Ähnlichkeiten mit

Schliemann zeigt.

2

Sie wird dem Leiter des Auktionshauses Schwerin und Auktionator, Michael Wagner, verdankt.

3

Peter Niedorf, Kunsthandel/Antiquitäten, Goethestr. 95, 19053 Schwerin.

Abb. 1 – Ölgemälde mit Rahmen