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Gestaltung unterschiedenen Ornamentleisten, dazwischen liegt eine glatte Fläche

mit eingetieften Eichenlaubfeldern in den Ecken. Es besteht kein Zweifel, dass

Ölbild und Prachtrahmen von Anfang an zusammengehören. Auf der Rücksei-

te des Keilrahmens taucht gleich dreimal der Stempel der Herstellerfirma auf:

L. A. Schröter & Co. Special-Geschäft für Kunstmaterialien – Charlottenburg

– No. 14. Hardenbergstrasse No. 14

“. Diese Firma lässt sich in Berliner Adressbü-

chern in der Zeit vor dem I. Weltkrieg nachweisen, seit 1905 unter dieser Adresse.

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Zu jener und in späterer Zeit entstandene Ölgemälde anderer Maler zeigen auf den

verwendeten Rahmen ebenfalls Stempel der Kunsthandlung Schröter mit der glei-

chen Anschrift.

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Das spricht für eine Entstehung des Bildes um oder irgendwann

nach 1905. Sonst ist das Gemälde weder signiert noch gibt es einen Hinweis auf

die dargestellte Person.

Nun zum Porträtierten selbst: Der im Brustbildtyp Dargestellte wendet sich

leicht zu seiner Linken und trägt offensichtlich einen dunkelbraunen, zweireihi-

gen Überrock mit spitzen Revers und hoch zum Hals gezogenem Kragen, dessen

schwarz gehaltene rechte Außenseite an einen Pelzbesatz denken lässt. Auf die-

se Weise werden in dem kleinen Halsausschnitt nur noch die Ansätze des hellen

Hemdkragens und eine dunkle Krawatte sichtbar, deren Bindungsart nicht genau

zu erkennen ist; vermutlich handelt es sich um ein unter dem Hemdkragen ver-

schwindendes Halstuch, nämlich das in der Herrenmode des 19. Jahrhunderts

häufig anzutreffende Plastron, und nicht um eine den Hemdkragen dann teilweise

überdeckende Fliege. Der darüber vor mittelbraunem Grund erscheinende, sich

nach unten verschmälernde Charakterkopf wird durch einen strähnigen Schnauz-

bart über leicht geöffnetem Mund und eine sehr hohe, kaum gefurchte Stirn mit

deutlichem Ansatz zur Glatze charakterisiert; dunkles Haupthaar reicht bis vor

sein rechts sichtbares, offenbar geringfügig abstehendes Ohr; vergleichsweise

schmale Augen unter fast waagerecht geführten Brauen vermitteln den Eindruck

eines klaren und konzentrierten Blicks; durch die beschatteten Nasolabialfalten

treten die Wangenknochen ebenso markant hervor wie das prononcierte Kinn, das

ein deutliches Grübchen aufweist; von den Wangen her leitet eine etwas fleischi-

ger gerundete Partie zum kurzen Hals über. Alles in allem steht uns ein Mann in

reifemAlter gegenüber, der sich dem Betrachter direkt und offen zuwendet, so als

ob er zur Zwiesprache auffordern würde.

4

Adressbuch Berlin und seine Vororte, 1905, Teil I, S. 1907: „L. A. Schröter & Co., Kunstmateri-

alien u. Papierhdlg., C2, Kaiser Wilhelmstr. 11 pt. (Tel. VII.1981) u. Charlottenbg., Hardenbergstr.

14 (Tel. Char 4268). Inh. Otto Niemann.“ Zuvor taucht allein die Wilhelmstraße, dann 1905 und

1906 diese Doppeladresse, seit 1907 aber nur noch die Hardenbergstraße auf.

5

Z. B. das 1912 entstandene Damenporträt (Frau Corinth) von Lovis Corinth, heute im Germa-

nischen Nationalmuseum Nürnberg:

www.objektkatalog.gnm.de/objekt/GM1725

; andere Beispiele

bis in die 1930er Jahre vgl.

www.lot-tissimo.com/de/i/2285968

bzw. 6204178 bzw. 6807151.